Eine russische Hochzeit (Russkaja Swadba) ist ein unvergessliches Ereignis, das man schon einmal miterlebt haben sollte! Nur wenige Hochzeiten haben ähnlich viele Traditionen, Rituale und Hochzeitsbräuche wie eine klassisch russische Hochzeit. Das liegt vor allem auch daran, dass eine Russkaya Swadba üblicherweise nicht nur ein Tag lang, sondern gleich zwei Tage lang gefeiert wird. Und damit sich in dieser Zeit kein Hochzeitsgast langweilt, gibt es viel Musik, Tanz und Heiterkeit durch lustige Spiele jeglicher Art. Wodka gibt es bei einer russischen Hochzeit natürlich auch – und zwar en masse!
Standesamtliche Trauung vor der russischen Hochzeitsfeier
Bevor die Hochzeit in einem geeigneten Hochzeitssaal ausgelassen gefeiert wird, wird natürlich erst einmal standesamtlich geheiratet. Die offizielle Heirat im Standesamt ist eher eine rein formale Sache und dauert meist nicht einmal eine halbe Stunde: Ja-Wort, Eheringe anstecken, und schon ist man getraut. Selbst Trauzeugen sind nach aktueller russischer Rechtsprechung nicht mehr nötig für den offiziellen Teil der Hochzeit. Dass es sie heute in aller Regel trotzdem gibt, gebietet die russische Hochzeitstradition.
Brautkauf vor der offiziellen Trauung im Standesamt
Vor der offiziellen Trauung im Standesamt ist es in Russland üblich, dass der Bräutigam erst einmal seine Braut freikaufen muss. Hierzu muss er einige Aufgaben erledigen, die ihm die Trauzeugin, die Mutter und die Freundinnen der Braut stellen. Eine beliebte Aufgabe ist beispielsweise die Gestaltung des Namens der Braut mit Banknoten. Üblich ist es auch, dass dem Bräutigam diverse Fragen über seine zukünftige Ehefrau gestellt werden. Beantwortet er eine Frage falsch, muss er Srafe bzw. „Bußgeld“ zahlen.
Im Hupkonzert zum Standesamt
Hat der Bräutigam seine Braut freigekauft, fährt die Hochzeitsgesellschaft zum Standesamt. Das geschieht oft in schön dekorierten Stretch-Limousinen, die sich in Russland nach wie vor sehr großer Beliebtheit erfreuen. Gehupt wird bei der Fahrt exzessiv! Oft dreht man vor und nach der Trauung im Standesamt einige Extrarunden, damit auch jeder weiß, dass eine russische Hochzeit gefeiert wird.
Rosenblätter und Münzen für eine gesicherte Zukunft
Beim Verlassen des Standesamtes wird das Brautpaar mit Rosenblättern und Münzen beworfen. Dieser Hochzeitbrauch soll dafür sorgen, dass es dem Hochzeitpaar an nichts fehlen soll. Die Rosenblätter und Münzen stehen symbolisch für eine ebenso schöne wie finanziell gesicherte Zukunft der beiden frisch Vermählten.
Foto-Shooting an einem traditionellen Platz
Das Foto-Shooting findet üblicherweise kurz nach der offiziellen Trauung statt. Hierzu begibt sich das Brautpaar in aller Regel an einen öffentlichen Platz, der traditionell für Hochzeitsfotos genutzt wird. Bei vielen russischen Hochzeiten wird ein Denkmal gewählt, das an den Zweiten Weltkrieg und den Sieg der Russen über die Faschisten erinnert. Dort werden dann auch gleich Blumen niedergelegt. Einige russische Hochzeitspaare engagieren im Übrigen auch einen professionellen Filmer, der einen schönen Hochzeitsfilm drehen soll.
Ein weiterer Brauch ist es, dass das Hochzeitspaar nach der offiziellen Trauung einen Spaziergang in einem nahe gelegenen Park macht oder eine Brücke aufsucht, um am Geländer ein Schloss anzubringen. Der dazugehörige Schlüssel wird dann ostentativ in den Fluss geschmissen. Romantik und Kitsch kommen bei einer russischen Hochzeit (Russkaja Swadba) definitiv nicht zu kurz!
Hochzeitsfeier in einem geeigneten Hochzeitssaal
Für die Hochzeitsfeier selbst wird üblicherweise ein hierfür geeigneter Saal angemietet. Bevor die Feier, die normalerweise von den Brauteltern gezahlt wird, beginnt, reicht man dem Brautpaar traditionell einen großen Zopf mit Salzkörnern. Bräutigam und Braut beißen dann abwechselnd von dem Zopf ab. Einen ähnlichen Brauch gibt es übrigens auch bei polnischen Hochzeiten.
Moderation der Hochzeitsfeier durch einen Tamada
Nach diesen ganzen Hochzeitsbräuchen und Traditionen begibt sich die Hochzeitsgesellschaft in den Saal, wo bereits leckere Speisen – meist in Form von kalten Gerichten – darauf warten, verdrückt zu werden. Später werden dann auch warme Speisen serviert. Moderiert wird die Feierlichkeit von nun an von einem Tamada – einem wortgewandten Entertainer, der die Stimmung richtig anheizen soll.
Trinksprüche und Hochzeitsgeschenke
Die erste wichtige Aufgabe des Tamada wird sein, dafür zu sorgen, dass wirklich jeder Hochzeitsgast einen Trinkspruch aufsagt und dem Brautpaar seine Glückwünsche übermittelt. Dass das Brautpaar sich dabei in der Mitte des Saals befindet, versteht sich von allein. Bei der Gelegenheit werden dann auch gleich die Hochzeitsgeschenke übergeben, die normalerweise aus Bargeld und Blumen bestehen.
Geschrei, Gebrüll und Gorka-Rufe
Von nun an wird gesoffen, gegessen, getanzt und gefeiert, was das Zeug hält. Die Musik, die meist aus russischen Schlagern und Pop-Songs besteht, ist laut, es wird geschrien, gekreischt und gebrüllt. Je lauter und ausgelassener, desto besser; Geschrei und Gebrüll gehören einfach zu einer russischen Hochzeit dazu.
Vor allem vernimmt man immer häufiger Gorka-Rufe. „Gorka“ bedeutet „bitter“, und immer wenn „Gorka“ gerufen wird, muss sich das Brautpaar küssen. Das passiert in aller Regel sehr oft, damit auch sichergestellt ist, dass sich die frisch Vermählten wirklich lieben, was durch das viele Küssen gezeigt wird.
Wettbewerbe, Spiele und Theatervorstellung
Das Programm bei einer russischen Hochzeit ist im Normalfall sehr vielfältig und abwechslungsreich. Wettbewerbe, Spiele und Theatervorstellungen, die von den Hochzeitsgästen organisiert werden, sorgen für viel Heiterkeit und eine ausgelassene Stimmung. Im Grunde genommen kommt kein Hochzeitsgast daran vorbei, bei einem Spiel mitzumachen. Der genaue Ablauf wird vom Tamada moderiert.
Oft finden lustige Spiele statt, die darauf abzielen, das Brautpaar auf die Probe zu stellen und zu testen. Ein beliebtes Spiel bei einer russischen Hochzeit sieht zum Beispiel wie folgt aus:
Der Bräutigam sitzt in der Mitte und um ihn herum tanzen die unverheirateten Frauen, die der Hochzeitsfeier beiwohnen. Die Junggesellinnen sind dazu angehalten, beim Tanzen ihre weiblichen Reize gekonnt einzusetzen. (Dass Russinnen mit ihren weiblichen Reizen kokettieren können, ist weltweit bekannt.) Danach werden dem Bräutigam die Augen verbunden. Die Junggesellinnen und seine Braut reichen ihm nacheinander die Hand, und der Bräutigam muss seine Braut erfühlen und ertasten.
Brautschuhversteigerung & Brautstrumpfwurf
Weitere bekannte Hochzeitsbräuche sind die Brautschuhversteigerung und der Brautstrumpfwurf. Die Brautschuhversteigerung ist auch in Deutschland üblich: ein Gast klaut der Braut einen Schuh und der Bräutigam muss letzten Endes den Brautschuh als Höchstbietender ersteigern und auslösen.
Der Brautstrumpfwurf hingegen ist in Deutschland kein üblicher Hochzeitsbrauch: Der Bräutigam wirft einen Brautstrumpf in die Menge der unverheirateten Männer. Wer den Brautstrumpf fängt, wird als Nächster heiraten.
Dass der Brautstrauß von der Braut in die Menge der unverheirateten Frauen geworfen wird, ist auch in Russland üblich.
Feuerwerk und Brautschleierübergabe
Nach den ganzen Spielen, Wettbewerben und Hochzeitsriten gibt es bei den meisten russischen Hochzeiten zum großen Finale ein Feuerwerk. Eine Genehmigung für dasselbe ist in Russland nicht notwendig. Danach übergibt die Mutter der Braut üblicherweise den Brautschleier an den Bräutigam – eine schöne symbolische Geste aus alter Zeit. Unter traditionellem russischem Gesang wird schließlich das Brautpaar entlassen. Sehr bekannte russische Lieder mit viel Tradition sind beispielsweise Kalinka, Korobeiniki und Katyusha.
Kalinka
Korobeiniki
Katyusha
Russische Hochzeit – Zweiter Tag der Russkaja Swadba
Am nächsten Tag gehen bei vielen russischen Hochzeiten die Feierlichkeiten weiter. Und auch für den zweiten Tag einer russischen Hochzeit gibt es viele Bräuche und Rituale. So ist es üblich, dass zwei Personen als falsches Brautpaar verkleidet werden und, begleitet von einem bunten Hochzeitszug, zum Lokal gehen, wo das echte Brautpaar in normaler Kleidung auf die gesamte Schar wartet. Ein Akkordeonspieler spielt dabei pausenlos traditionelle Volkslieder. Eine „Krankenschwester“ ist üblicherweise auch mit von der Partie, und auf dem Weg zum Lokal wird allerlei Schabernack getrieben.
Bevor die Feiernden ins Lokal gehen, wird mit Wodka angestoßen, und ein Satz Wodkagläser an einer Wand zerdeppert. Das falsche Brautpaar setzt sich auf die Plätze, die für das eigentliche Brautpaar vorgesehen waren, und wird so lange bestochen, bis sich das eigentliche Brautpaar wieder auf seine Plätze setzen darf.
Traditionell werden zur Mittagszeit Blini mit diversen Beilagen aufgetischt. Suppe ist ebenfalls üblich. Beim Servieren der Suppe werden gern die Löffel „vergessen“. Damit die Suppe dann endlich gegessen werden kann, müssen erst goldene Löffel ersteigert werden.
Am zweiten Tag werden, wie am ersten Tag der Hochzeitsfeier, Spiele gespielt, die oft auch mit Geld zu tun haben, das dem Brautpaar zugute kommen soll. Üblich ist auch, dass ein Junge und ein Mädchen zum Geldsammeln geschickt werden. Sammelt der Junge mehr Geld ein, wird das erste Kind des Brautpaares höchstwahrscheinlich ein Junge. Analog wird das erste Kind des Brautpaares ein Mädchen, wenn das Mädchen mehr Geld einsammeln sollte.
Gegen Abend klingt dann die russische Hochzeitsfeier allmählich aus.
Eine russische Hochzeit war ein voller Erfolg, wenn…
man mit dem Gesicht im Salat aufgewacht ist. Das besagt zumindest ein altes russisches Sprichwort!
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Russkaja Swadba klingt ja wie Musik in den Ohren. Schön melodisch!
Ich hab mal ne russische Swadba mitgemacht. Ich glaube, ich habe noch nie so viel Wodka gesoffen wie an diesem Tag. Da wurde gefeiert, was das Zeug hält. Hat richtig Spaß gemacht. Russische Swadba? Gerne wieder! 🙂